Pieve di Santa Maria, Toskana

Pieve di Santa Maria am Piazza Grande

Romanische Fassade aus Sandstein und einer Apsis zum Platz gerichtet

Im 12. Jahrhundert entstand der Gemeindeplatz (Platea Communis) Arezzos außerhalb des damaligen Mauerrings, ein trapezförmiger Marktplatz, der sein heutiges Gesicht im Wesentlichen im 13. und 14. Jahrhundert erhielt. An dem Piazza Grande 66 erhebt sich die wohl schönste Kirche Arezzos, die Pieve di Santa Maria 55 aus dem 13. Jahrhundert mit ihrer an Pisa 98 erinnernden romanischen Fassade aus Sandstein. Mit der Apsis ist sie dem Piazza Grande 66 zugewandt, während sich der Eingang zum Gotteshaus in der Gasse Corso Italia befindet. Das wichtigste Ausstattungsstück der Kirche ist das Polyptychon des Altars von Pietro Lorenzetti. Zur Pieve gehört der aufragende Campanile, der aufgrund seiner zahlreichen Zwillingsfenster auch "Turm der 100 Löcher" genannt wird.

Der barocke Palazzo del Tribunale aus dem 17. Jahrhundert

Rechts neben der Apsis der Pieve erhebt sich der barocke Palazzo del Tribunale (Justizpalast) aus dem 17. Jahrhundert. Von besonderer Schönheit ist der anschließende Palazzo della Fraternità dei Laici, der ab dem Jahr 1262 von der Bruderschaft Santa Maria 55 della Misericordia erbaut wurde. Die Fassade vereint gotische Formen im Untergeschoss mit Renaissance-Elementen im oberen Bereich. Die "Schutzmantelmadonna" im Giebelfeld des Portals stammt von Bernardo Rossellino, das Fresko in der halbkreisförmigen Fläche darüber von Spinello Aretino. Die große Uhr mit der Stunden-, Tages- und Monatsanzeige wurde nach Plänen des berühmten Sohnes Giorgio Vasari errichtet.

Im Norden verbindet der Palazzo delle Logge von Vasari den Piazza Grande 66 mit dem Corso Italia und dem Palazzo Pretorio, in dem heute die Stadtbibliothek und eine wertvolle Handschriftensammlung untergebracht sind. Etwas weiter Richtung Dom erhebt sich linkerhand das Casa del Petrarca, das im 16. Jahrhundert als das "Geburtshaus" des Dichters Francesco Petrarca bestimmt wurde – das richtige konnte man nicht mehr lokalisieren.

Duomo San Donato in Arezzo

Steigt man den Corso Italia weiter hinauf, erreicht man den Dom San Donato von Arezzo 123. Im Jahr 1277 begann man mit dem Bau des imposanten Gotteshauses, das sich heute durch sein fehlendes Querschiff und die schlichte Wandgestaltung unter dem Eindruck der Bettelordensarchitektur präsentiert. Im Inneren fallen zunächst die wunderschönen Glasmalereien auf, die der Dominikanermönch Fra Guillaume de Marcillat im 16. Jahrhundert schuf. Zudem zieht das reiche Marmorgrabmahl des Heiligen Donatus alle Aufmerksamkeit auf sich. Im linken Seitenschiff sieht man ein Fresko von Piero della Francesca mit der "Heiligen Maria Magdalena".

Die schlichte Kirche San Domenico

Die schlichte einschiffige Kirche San Domenico an dem Piazza Fossombroni zählt zu den eindrucksvollsten Bettelordenskirchen des 13. Jahrhunderts in Italien. In die Fassade ist eine Glockenwand mit einbezogen, was einen außergewöhnlichen Aspekt für italienische Sakralarchitektur darstellt. Der Innenraum der San Domenico besticht durch seine schöne Schlichtheit. Die Balkendecke ist bemalt, die Wände mit Fresken von Spinello Aretino und seinem Sohn Parri di Spinello geschmückt, von denen heute nur noch Fragmente erhalten sind. Das überlebensgroße Holzkruzifix wurde als ein Frühwerk Cimabues identifiziert.

San Francesco im Stadtzentrum

Die Franziskanerkirche San Francesco, mit deren Bau ab dem Jahr 1390 begonnen wurde, steht direkt im Stadtzentrum. So unscheinbar die Kirche äußerlich im Gegensatz zu den anderen religiösen Bauten der Stadt erscheinen mag, im Inneren beeindruckt sie mit einem der bedeutenden Freskenzyklen der Toskana. Die Familie Bacci beauftragte den Maler Piero della Francesca mit der Gestaltung der Hauptchorkapelle, die dieser in der Zeit von 1453 bis 1459 ausführte. Nicht chronologisch erzählen die Fresken die "Geschichte vom Kreuz Christi", deren Anfang entsprechend der Überlieferung der "Legenda aurea" in der Genesis liegt und mit der Rückführung des geraubten Kreuzes nach Jerusalem endet.

In der Via XX. Settembre steht das reich bemalte Haus des Künstlers und Architekten Vasari: die Casa di Giorgio Vasari. Der Architekt und Maler kaufte das Haus noch während der Bauzeit im Jahr 1540 und stattete die Räume eigenhändig mit Fresken und Ölgemälden aus. Nach Vasaris Tod brachte man seine Kunstsammlung nach Florenz 222, so dass heute nur noch wenige der hier ausgestellten Kunstwerke aus seinem ursprünglichen Besitz stammen.

Der Palazzo Bruni-Ciocchi beherbergt das sehenswerte Museo Medievale e Moderno, in dem man einen anschaulichen Überblick über die toskanische Malerei des 13. bis 19. Jahrhunderts, vor allem die der einheimischen Aretiner Künstler, erhält.

Einen Besuch sollte man auch unbedingt dem römischen Amphitheater im Südteil der Stadt abstatten. Das historische Bauwerk wurde im 2. Jahrhundert nach Christus unter Kaiser Augustus errichtet. Bis zu 10.000 Besucher fanden in der gewaltigen Arena Platz. Aus einem Teil der Tribüne erbauten der Benediktinerorden ein Kloster, in dem heute das Museo Archeologico 194 Mecenate untergebracht ist. In dem Museum kann man die feinen Korallenvasen bewundern, die zirka 25 bis 30 nach Christus zu den begehrtesten Exportartikeln der Stadt zählten. Weitere Stücke der Sammlung sind unter anderem auch Bronzestatuen, von denen die berühmteste nach Florenz 222 gelangte: die "Chimäre von Arezzo 123".

Außerhalb des historischen Stadtzentrums gilt die Kirche Santa Maria 55 delle Grazie als ein beliebtes Ausflugsziel. Hier kann man den schönen Marmoraltar besichtigen, den Andrea della Robbia als architektonischen Rahmen für Parri di Spinellos Schutzmantelmadonna Ende des 15. Jahrhunderts schuf.